Der Rundgang durch das Gewerbegebiet Odenwaldstraße war ohne Zweifel interessant und informativ. Erst in unserer anschließenden Ortsvereinssitzung der Grünen in Groß-Gerau konnten wir die Eindrücke gemeinsam sortieren und bewerten.
Dabei wurde deutlich: Es ist unumstritten, dass auch bestehende Gewerbegebiete klimaresilient gestaltet werden müssen. Zugleich mussten wir feststellen, dass im Gewerbegebiet Odenwaldstraße nur mit großem Aufwand und begrenztem Erfolg Fortschritte möglich sind. Jahrzehntelanger baulicher Wildwuchs hat zu einer massiven Versiegelung und zum Fehlen heimischer Grünpflanzen geführt. Wie Achim Blohberger hervorhob, werden erfahrungsgemäß vor allem pflegeleichte, nicht-heimische Pflanzen gesetzt. Diese tragen weder zur Artenvielfalt noch zur Hitzeresilienz wesentlich bei.
Einmal versiegelte Flächen werden von Eigentümern in der Regel nicht zurückgebaut. Einmal verlorenes Grün bleibt damit oft über Jahrzehnte verloren. In der Diskussion im Ortsverband waren wir uns einig, dass kleinste Schritte zwar wichtig sind, sie aber nur ein philosophischer Trost bleiben, solange die grundlegenden Probleme unberührt bleiben.
Besonders kritisch gesehen wurde das Beispiel des Lidl-Grundstücks. Nach nur 24 Jahren soll der bestehende Markt abgerissen und ein größerer Neubau errichtet werden. Raimund Schreckenberger wies darauf hin, dass Discountermärkte generell fast ausschließlich auf den schnellen, massenhaften Verkauf ausgerichtet sind. Eine Umnutzung der Gebäude ist praktisch nicht vorgesehen. Damit werden die Bauten nach kurzer Zeit heruntergewirtschaftet, ein Umbau ist nicht möglich, die graue Energie geht verloren. Schreckenberger forderte Frau Pflaume, die Vertreterin von Lidl, daher auf, einen Bau mit einer Lebensdauer von mindestens 50 Jahren zu errichten, in einer flexiblen Bauweise, die auch anderen Nutzungen offensteht. „Ein bisschen Alibigrün auf den Dächern reicht nicht, um eine klimagerechte Stadt zu gestalten“, so sein Fazit.
Insgesamt unterstützen die Grünen die Bemühungen der Stadt, mehr Klimaresilienz und Biodiversität zu ermöglichen. Der Tenor unserer Ortsvereinssitzung war jedoch klar: Das Hauptaugenmerk muss künftig auf neuen Gewerbeflächen liegen. Dort gibt es die Chance, von Anfang an nachhaltige, klimarobuste und biodiversitätsfördernde Konzepte umzusetzen. Für das Gebiet Lausböhl bietet sich nun die Möglichkeit, diese Weichen richtig zu stellen.
(Text und Fotos: Ulla Blohberger)