Nitrat im Grundwasser: Handlungsbedarf in Groß-Gerau

Sauberes Wasser. Foto: tonstock, KI-generiert
Sauberes Trinkwasser. Foto: tonstock, KI-generiert

Die Nitratbelastung im Grundwasser ist auch in unserer Region, Groß-Gerau und Umgebung, ein ernstes Problem. Aktuelle Brunnenwasserproben, die vom VSR-Gewässerschutz in Groß-Gerau und Riedstadt genommen wurden, zeigen eine deutliche Überschreitung des Grenzwertes von 50 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) in zahlreichen Fällen.

Besorgniserregende Messwerte im Kreis

Die Messungen verdeutlichen, dass der Grenzwert in vielen privaten Brunnenwasserproben regelmäßig überschritten wird . In  jeder sechsten Probe lag der Wert über 50 mg/l. Besonders hohe Belastungen wurden beispielsweise in folgenden Kommunen festgestellt:

  • Mörfelden mit bis zu 126 mg/l
  • Geinsheim mit 94 mg/l
  • Groß-Gerau selbst mit Werten um die 70 mg/l
  • Biebesheim mit 89 mg/l
  • Büttelborn und Erfelden mit über 70 mg/l

Die Ursache liegt maßgeblich in der intensiven Landwirtschaft. Auf den stark beanspruchten Ackerflächen ohne Bäume oder andere tiefwurzelnde Pflanzen kann der leichte Nitratüberschuss aus Düngung und Gülle bei Regen in tiefere Bodenschichten durchsickern und so ins Grundwasser gelangen.

Agroforstsysteme als Lösungsansatz

Um die Nitratbelastung nachhaltig zu senken und unseren Grundwasserschutz zu verbessern, müssen wir neue landwirtschaftliche Wege einschlagen. Ein vielversprechender Ansatz, den auch der VSR-Gewässerschutz fordert, ist die verstärkte Etablierung von Agroforstsystemen.

Agroforst kombiniert Landwirtschaft mit dem Anbau von Bäumen und Sträuchern auf derselben Fläche. Die Bäume können mit ihren tiefen Wurzeln das Nitrat aus tieferen Bodenschichten aufnehmen, bevor es das Grundwasser erreicht. Dies ermöglicht nachweislich eine Reduzierung der Nitratbelastung, ohne die landwirtschaftliche Nutzung gänzlich einzustellen.

Unser Aufruf: Klare Rahmenbedingungen schaffen

Wir als Ortsverband der Grünen unterstützen den Aufruf „Agroforst Jetzt“ und fordern die Bundesregierung dringend auf, klare politische und finanzielle Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies ist notwendig, um die Umsetzung von Agroforstsystemen in der Breite zu fördern.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  1. Nitratreduktion im Grundwasser
  2. Verbesserter Bodenschutz und Erosionsminderung
  3. Förderung der Humusbildung und Bodenfruchtbarkeit
  4. Effizientere Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel (z.B. gegen Extremwetterereignisse)

Die Umstellung auf nachhaltigere landwirtschaftliche Praktiken ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit für den Schutz unserer wichtigsten Ressource, des Grundwassers, hier im Kreis Groß-Gerau. Wir rufen alle Akteure – Landwirte, Kommunen und die Politik – auf, sich aktiv für diese Lösungen einzusetzen.

Hintergrund: Der VSR-Gewässerschutz

Der VSR-Gewässerschutz wurde bereits 1980 als Zusammenschluss verschiedener Bürgerinitiativen gegründet und setzt sich seit über 40 Jahren für sauberes Wasser ein. Die Organisation ist unter anderem bekannt für ihr „gelbes Labormobil“, mit dem sie von April bis September unterwegs ist, um Brunnenwasserproben zu analysieren und Bürger an Informationsständen zu beraten. Das Labormobil kommt in der Regel einmal im Jahr nach Groß-Gerau. Den genauen Termin für die nächste Untersuchung kündigen wir rechtzeitig auf unserer Website an.In den Wintermonaten liegt der Fokus auf der Beprobung von Flüssen und Bächen, um festzustellen, inwieweit das mit Nitrat belastete Grundwasser die Oberflächengewässer beeinträchtigt.

(Text: Ulla Blohberger unter Verwendung einer Pressemitteilung des VSR, Foto: tonstock, KI-generiert)