CSD Groß-Gerau: Ein sichtbares Zeichen für Vielfalt – und ein Blick auf die Schattenseiten

Am Samstag hat Groß-Gerau Geschichte geschrieben: Zum ersten Mal fand in unserer Kreisstadt ein Christopher Street Day statt. Rund 350 Menschen, Jung und Alt, aus der Stadt und dem Kreis kamen zusammen, um sichtbar und stolz für Vielfalt, Selbstbestimmung und Respekt einzutreten. Der Demonstrationszug durch die Innenstadt, das gemeinsame Feiern am Sandböhl, die bunten Fahnen und kreativen Beiträge, all das hat gezeigt, dass Groß-Gerau ein Ort sein kann, an dem Menschen in ihrer Einzigartigkeit willkommen sind.

Die Stimmung war ausgelassen und solidarisch. Eltern queerer Kinder gingen ebenso mit, wie Initiativen aus Vereinen, Kirchen und Politik. Menschen haben Mut gefasst, von ihren persönlichen Wegen zu erzählen – und gezeigt, dass Vielfalt kein abstraktes Schlagwort ist, sondern gelebte Realität mitten in unserer Stadt. Viele Stimmen machten deutlich: Die Zeit ist reif, dass auch in unserer Stadt queere Belange nicht mehr an den Rand gedrängt werden, sondern einen festen Platz in Verwaltung, Gesellschaft und Politik erhalten. Auch der Landrat zeigte seine Solidarität in einem Redebeitrag.

Hass im Netz: ein ernüchternder Kontrast

Umso schmerzlicher war für viele von uns der Blick auf die Kommentarspalten in den sozialen Medien, insbesondere in der Facebook-Gruppe „Groß-Gerau“. Dort war von der Freude und dem Zusammenhalt des Tages wenig zu spüren. Stattdessen überwogen Unverständnis, Abwertung bis hin zu verhohlenem Hass auf queere Menschen, geschrieben von Leuten, die hier leben, unsere Nachbarn, Menschen aus derselben Stadtgemeinschaft. Das erschüttert. Denn es macht uns erneut wieder deutlich, dass der Einsatz für Respekt und gleiche Rechte längst nicht abgeschlossen ist. Sichtbarkeit und Solidarität sind gerade in einem solchen Umfeld wichtiger denn je.

Unser aller gemeinsamer Auftrag als Stadtgemeinde ist: Haltung zeigen

Der erste Christopher Street Day in Groß-Gerau war ein starkes Zeichen. bunt, mutig und voller Hoffnung. Aber er hat uns auch gezeigt, wie dringend notwendig es ist, weiterzumachen. Wir dürfen Hass und Verachtung nicht unwidersprochen stehen lassen. Als GRÜNE in Groß-Gerau stehen wir klar an der Seite aller queeren Menschen. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Stadt eine offene und sichere Heimat für alle bleibt, unabhängig von Identität oder Lebensform. Der CSD hat uns gezeigt, wie viel Kraft in Vielfalt steckt. Und er hat uns daran erinnert, wie wichtig es ist, auch im Alltag Haltung zu zeigen, online wie offline.

(Text: Achim Blohberger, Fotos: Hans-Jürgen Pilgerstorfer – gg-online.de)