Angriff auf ein Naturdenkmal: Die Karl-Spengler-Eiche in Riedstadt wurde vergiftet

Die Karl-Spengler-Eiche, ist schwer geschädigt: ein Fall von mutwilliger Vergiftung mit Glyphosat.
Die Karl-Spengler-Eiche ist schwer geschädigt: ein Fall von mutwilliger Vergiftung mit Glyphosat.

Noch im Frühjahr war sie gesund, grün und ein lebendiges Symbol für die Natur in Riedstadt: die Karl-Spengler-Eiche, ein mehr als 200 Jahre alter Baum, 23 Meter hoch, als Naturdenkmal im Kreis Groß-Gerau geschützt. Heute ist sie schwer geschädigt. Ein  Fall von mutwilliger Vergiftung mit Glyphosat.

Die Eiche ist nicht das einzige Opfer. Insgesamt sind zehn Bäume in Riedstadt betroffen. In einem Bohrloch am Stamm der Karl-Spengler-Eiche wurde das umstrittene Herbizid Glyphosat nachgewiesen. Der oder die Täter gingen systematisch vor: Bohrlöcher wurden tief am Stamm angebracht, vom Weg abgewandt und mit Buschwerk verdeckt. Die Stadt Riedstadt reagierte schnell: Der Bereich um die Eiche wurde abgesperrt, die Feuerwehr unterstützte mit tausenden Litern Wasser, um das Gift im Boden zu verdünnen. Dennoch ist unklar, ob der Baum gerettet werden kann.

Hessenweit sind inzwischen mehrere solcher Fälle bekannt: Vergiftete Platanen in Frankfurt, beschädigte Bäume in Limburg, Butzbach und Großkrotzenburg. Die Täter sind bislang unbekannt. Die Polizei ermittelt, die Motivlage ist völlig unklar.

Diese Angriffe sind keine Bagatellen. Sie richten sich gegen unsere natürliche Umwelt, gegen jahrhundertealte Bäume, gegen Orte der Erholung und Identität. Naturdenkmale wie die Karl-Spengler-Eiche stehen für mehr als nur ein Stück Grün: Sie erzählen Geschichte, spenden Lebensraum, reinigen unsere Luft – und sie sind gesetzlich geschützt.

Ein Blick nach England zeigt, wie ernst solche Taten auch juristisch gewertet werden können: Dort wurden im Juli 2025 zwei Männer wegen der illegalen Fällung des berühmten „Robin-Hood-Baums“ zu jeweils vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Der ikonische Baum am Hadrianswall galt als Symbol der Region. Die Richterin betonte, dass es sich um bedeutendes Kulturerbe handle, die Zerstörung habe weltweit Entsetzen ausgelöst. Dieser Fall hat eine breite Debatte über den Schutz von Naturdenkmälern und die Folgen von Vandalismus angestoßen. Auch wir sollten diesen Impuls ernst nehmen.

Wir als GRÜNE Groß-Gerau verurteilen diese Zerstörungen aufs Schärfste. Wir fordern konsequente Aufklärung und eine stärkere öffentliche Sensibilisierung für gefährdete Naturdenkmäler. Es darf nicht sein, dass Bäume im öffentlichen Raum mutwillig getötet werden – und wir tatenlos zusehen.

Wer etwas beobachtet hat oder Hinweise geben kann, wendet sich bitte an die Polizei in Darmstadt (Tel. 06151-969-44102), das Umweltamt der Stadt Riedstadt (Tel. 06158-181-320) oder schreibt an umweltamt@riedstadt.de. Die Stadt Riedstadt hat eine Belohnung von 500 Euro für sachdienliche Hinweise ausgesetzt.

Bäume können sich nicht wehren – wir schon.

Update: 31.7.2025
„Die Eiche hat noch eine reale Überlebenschance. Deshalb sollte man nichts unversucht lassen und eine Fällung erst dann in Erwägung ziehen, wenn der Baum abgestorben ist“, sagt Dr. Berthold Langenhorst vom Nabu-Landesverband Hessen. Auch das derzeit regnerische Wetter könnte ihre Rettung begünstigen.

(Text und Fotos: Ulla Blohberger. Die Aufnahmen entstanden am 27. Juli 2025)