Ich kaufe gern in einem großen Einkaufs Center in Groß-Gerau ein. Das vielfältige und frische Angebot – darunter viel Bio-Ware – überzeugt mich. Neulich habe ich einen gesonderten Kühlwandschrank von ca. 2,5 m wahrgenommen, der Produkte speziell für Kinder anbietet: „Kinderprodukte“ heißt es auf dem Schild über dem Regal. Dort werden auffallend bunte Milchprodukte angeboten: Jogurts, Quarks, Puddings, Desserts, Eisprodukte, Snacks, Milchschnitten. Meist versteckt sich enorm viel Zucker hinter dem täuschenden Etikettzusatz „gesunde Milch“. Und dies meist in Wegwerf-Plastikbechern im Miniformal. Während andere Märkte süße Milchprodukte „neutral für alle“ ins Regal stellen, bewirbt „mein Laden“ genau diese speziell als „Kinder-Lebensmittel“. Somit werden die kleinen Naschkatzen noch mehr als vielleicht bei der Quengelware an der Kasse zu den peppigen Süßartikeln hingelockt…. im Schlepptau ihre bestimmt nicht immer amüsierten Erzieher.
Extra-Kühlregal für süße „Kinderprodukte“? – Keine gute Idee!
Das ärgert mich sehr. Bestimmt kennen doch die Markt-Verantwortlichen die gesundheitlichen Gefahren einer zu süßen und meist auch geschmacksverstärkten Kindernahrung. Ernährungsorganisationen sowie Ärzteverbände haben Fakten und Warnungen veröffentlicht:
- Schon jetzt seien 15 % der Kinder im Deutschland schwer übergewichtig.
- Dieser Anteil sei seit den 80er Jahren um 50 % angestiegen.
- Neben Bewegungsmangel sei dafür der hohe Zuckerkonsum verantwortlich.
- Der Kindergeschmack werde auch durch die Industrie frühzeitig auf süß, fett und salzig geprägt. „Die Industrie macht aus Kindern „Junkfood-Junkies“ (Kinderernährung| FW DE).
- Der Konsum stark verarbeiteter, vor allem süßer Industrieprodukte sollte nicht zum täglichen Speiseplan der Kids gehören.
- Spezielle Kinderlebensmittel sind überflüsssig und eher schädlich. (Kinderlebensmittel und Fertigprodukte|kindergesundheit-info.de
Überzuckerte Lebensmittel und Softdrinks – ein kinder“leichtes“ Geschäft?
Kindermarketing-Forscher Tobias Effertz zufolge lässt die Lebensmittelindustrie nichts unversucht, um Kinder als Zielgruppe für ungesunde Lebensmittel anzusprechen. „Sie verdient an ungesunden Produkten besonders gut und möchte Kinder langfristig an sich binden.“ (Kinder und Lebensmittelwerbung: „Selbstverpflichtungen bringen nichts“). Dass „mein Einkaufsmarkt“ dieser unverantwortlichen Verkaufsstrategie – auch noch verstärkend – folgt, ist für mich unverständlich. Wirbt das Unternehmen doch verstärkt für gesunde Lebensmittel.
Vielleicht sollten wir den entsprechenden Marktleiter auf das Problem einmal ansprechen? Grüne Empfehlungen zum Schutz der Kindergesundheit!
Der ehemalige grüne Gesundheitsminister Cem Özdemir hatte gegen den erbitterten Widerstand der Lebensmittel-Lobby versucht, per Gesetz, die Kids vor Werbung von Süßigkeiten zu schützen. Leider kam es nicht mehr dazu. Bündnis 90/Die Grünen haben mit Wissenschaftlern und Ernährungsverbänden immer wieder die folgenden Lenkungs-Instrumente gesetzlich gefordert und ins Gespräch gebracht:
- Sondersteuer auf Softdrinks erheben :„Zuckersteuer“ (So sinnvoll wäre eine Zuckersteuer|tagesschau.de)
- Gesundes Obst und Gemüse aus der Mehrwertsteuer herausnehmen
- Webeverbote für ungesunde Süßprodukte durchsetzen
(Text: Jutta Stern, Foto: Vidal Balielo Jr. – pexels)