Süße „Kinderprodukte“ im Einkaufsmarkt: Kinder zu „Junkfood Junkies“  heranziehen?

Süssigkeiten für Kinder. Foto: Vidal Balielo Jr. (pexels)
Süssigkeiten für Kinder. Foto: Vidal Balielo Jr. (pexels)

Ich  kaufe  gern in einem großen Einkaufs Center in Groß-Gerau ein. Das vielfältige und frische Angebot – darunter viel Bio-Ware –  überzeugt mich. Neulich habe ich  einen gesonderten Kühlwandschrank von ca. 2,5 m wahrgenommen, der Produkte speziell für Kinder anbietet: „Kinderprodukte“ heißt es auf dem Schild über dem Regal. Dort werden auffallend bunte Milchprodukte angeboten: Jogurts, Quarks, Puddings, Desserts, Eisprodukte, Snacks, Milchschnitten. Meist versteckt sich enorm viel Zucker hinter dem täuschenden Etikettzusatz „gesunde Milch“. Und dies meist in Wegwerf-Plastikbechern im Miniformal. Während andere Märkte süße Milchprodukte „neutral  für alle“  ins Regal stellen,  bewirbt  „mein Laden“  genau  diese speziell als „Kinder-Lebensmittel“. Somit werden die kleinen Naschkatzen noch mehr  als vielleicht bei der Quengelware an der Kasse zu den peppigen Süßartikeln hingelockt…. im Schlepptau ihre  bestimmt nicht immer amüsierten  Erzieher.

Extra-Kühlregal für süße „Kinderprodukte“? –  Keine gute Idee!

Das ärgert mich sehr. Bestimmt kennen doch die Markt-Verantwortlichen die gesundheitlichen Gefahren einer zu süßen und meist auch geschmacksverstärkten Kindernahrung. Ernährungsorganisationen sowie Ärzteverbände haben Fakten und Warnungen veröffentlicht:

  • Schon jetzt seien 15 % der Kinder im Deutschland schwer übergewichtig.
  • Dieser Anteil sei seit den 80er Jahren um 50 % angestiegen.
  • Neben Bewegungsmangel sei dafür der hohe Zuckerkonsum verantwortlich.
  • Der Kindergeschmack werde auch durch die Industrie frühzeitig auf süß, fett und salzig  geprägt. „Die Industrie macht aus Kindern „Junkfood-Junkies“ (Kinderernährung| FW DE).
  • Der Konsum stark verarbeiteter, vor allem süßer Industrieprodukte sollte  nicht zum täglichen  Speiseplan der Kids  gehören.
  • Spezielle Kinderlebensmittel sind überflüsssig und eher schädlich. (Kinderlebensmittel und Fertigprodukte|kindergesundheit-info.de

Überzuckerte Lebensmittel und Softdrinks –  ein kinder“leichtes“  Geschäft?

 Kindermarketing-Forscher Tobias Effertz  zufolge lässt  die Lebensmittelindustrie nichts unversucht, um Kinder als Zielgruppe für ungesunde Lebensmittel  anzusprechen. „Sie verdient an ungesunden Produkten besonders gut und möchte Kinder langfristig an sich binden.“ (Kinder und Lebensmittelwerbung: „Selbstverpflichtungen bringen nichts“). Dass „mein Einkaufsmarkt“ dieser unverantwortlichen Verkaufsstrategie – auch noch verstärkend – folgt, ist für mich unverständlich. Wirbt das Unternehmen doch verstärkt für gesunde Lebensmittel.

Vielleicht sollten wir den entsprechenden Marktleiter auf das Problem einmal ansprechen? Grüne Empfehlungen  zum Schutz der Kindergesundheit!

Der ehemalige  grüne Gesundheitsminister Cem Özdemir hatte gegen den erbitterten Widerstand der Lebensmittel-Lobby versucht, per Gesetz, die Kids vor Werbung  von Süßigkeiten zu schützen. Leider kam es  nicht mehr dazu. Bündnis 90/Die Grünen haben  mit  Wissenschaftlern und  Ernährungsverbänden  immer wieder die  folgenden Lenkungs-Instrumente gesetzlich gefordert und ins Gespräch gebracht:

(Text: Jutta Stern, Foto: Vidal Balielo Jr. – pexels)