Schwamm drunter: Wasser speichern in der blau-grünen „Schwammstadt“

In der Stadt bleiben Niederschläge leider häufig ungenutzt

In diesem Winter und Frühling hat es sehr viel geregnet. Ein Segen für unsere Gärten, Wälder, Natur- und Kulturflächen! Doch in unseren Wohn- und Geschäftsvierteln wird ein großer Teil der Niederschläge in die Kanalisation abgeleitet und verschwindet dort völlig ungenutzt: Von den Dächern über Fallrohre, von versiegelten Flächen ( z.B. Bürgersteige, Parkplätze, Straßen) über Kanalabflüsse in die Abwässer. Ohne Zurückhaltung und Auffangen von Regenwasser kann es bei Starkregen auf versiegelten Flächen regelmäßig zu Sturzfluten , übergelaufenen Kellern und zur Überlastung unsere Kanäle kommen. Dies verursacht hohe Schäden und Kosten.

Könnte man das Wasser mit geeigneten Techniken oberirdisch oder unterirdisch speichern, wäre diese Gefahr gebannt und das Regenwasser könnte im Erdreich nutzbringend versickern und den Grundwasserspiegel erhöhen.

Regenwasser naturnah, nachhaltig und vorsorgend speichern

Viele Städte beginnen angesichts der zunehmenden Starkregenereignisse geeignete Maßnahmen zur Rückhaltung des Regenwassers umzusetzen. Auch in Groß Gerau hat man im Parlament bereits über das sogenannte Prinzip der „Schwammstadt“ gesprochen. Was ist damit gemeint?

Die „Schwammstadt“ saugt Regenfälle (vor allem die Spitzenabflüsse) wie ein Schwamm auf , hält sie durch langsame Versickerung und Verdunstung zurück oder speichert sie durch Rückhaltebauten. Es können Filter zur Anwendung kommen, ansonsten reinigt sich das Wasser in den Böden selbst. Diese Form von Regenwasser- Management fördert zudem die Verdunstungskühlung und verhindert die Überhitzung in der Stadt. Die „Schwammstadt“ dient also auch der Anpassung an den Klimawandel.

Methoden der zeitverzögerten Versickerung (Retention) : der Natur abgeschaut

  • Möglichst viele Flächen ganz entsiegeln oder mithilfe von wasserdurchlässigen Belägen (Pflasterungen)versehen

  • Dach- und Fassadenbegrünung, Blühinseln, Klimatheken, Stadtgarten

  • Mulden (z.B. zwischen Baumreihen) , begrünte Senken (z.B. entlang Straßen) , Rinnen( Bürgersteigen), Gruben und Regenauslaufflächen ( z.B. Anlagen), Tiefbeete,

  • Baumrigolen, d.h. tiefe Schottergruben zur langsamen Wasserversickerung

  • Teiche, Wasserbecken, unebene Geländegestaltung zum besseren Regenabfluss, Kanäle

Mit dem sog. „Regendieb” am Haus Regensammeln leicht gemacht

Private und städtische Gärtnerinnen denken mit Schaudern an die andauernde Heiß- und Dürrezeit im Sommer 2022 zurück. Wenn man kein Wasser verschwenden wollte , keine Brunnen oder Zisternen hatte und deshalb nicht ausreichend bewässern konnte , verdorrten durch den lange ausbleibenden Regen Bäume, Hecken, Grünanlagen, Rasen , Blumenbeete und auch Gemüsepflanzungen. Mit dem sog. “Regendieb“ hätten Gartenbesitzer an Regentagen vorbeugend Wasser in die Böden einleiten können, um den beschriebenen „Schwammeffekt“ herbeizuführen. An den Fallrohren als Ableitungsgerät montiert, kann mithilfe eines Schlauchs Regenwasser überall oder zielgerichtet in das Erdreich eingespeist werden. Pflanzen können dann mithilfe von Kapilaren Wasser aus tieferen Schichten hochsaugen. Natürlich kann dieser günstige und problemlos montierte Regensammler das Regenwasser auch in Tonnen u.a. Auffangbecken leiten. „Regendiebe“ gibt es in allen Baumärkten zu kaufen.

 

Text: Jutta Stern, Ortsvorstand Mai 2023, Illustration: Grüne Bornheim

 

Weitere Infos:

Die Schwammstadt – Wissen vor acht – Erde – Das Erste – Wasser in der Stadt, den Wald zum Vorbild – YouTube

Schwammstadt: Der Städtebau der Zukunft – Grün in die Stadt (gruen-in-die-stadt.de)

Der Regendieb – YouTube

Verwandte Artikel