Biodiversität in Groß-Gerau

„Vor zwanzig Jahren musste jeder Autofahrer nach einer längeren Fahrt im Sommer seine Windschutzscheibe von toten Insekten befreien“, sagt Martina Polensky, Erste Vorsitzende des Naturschutzbunds (NABU) Groß-Gerau und bedauert: „Heute ist das nicht mehr nötig“. Das Insektensterben sei Teil der Biodiversitätskrise, die der NABU bezwingen will und dabei von Bündnis 90/DIE GRÜNEN unterstützt wird.

Das Wort Biodiversität ist zusammengesetzt aus „Bio“, Leben und „Diversität“, Vielfalt, sagt Polensky. Gemeint sei die Vielfalt von Arten, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten sowie die Vielfalt der Ökosysteme, in denen sie leben. Da sich viele Säugetiere und Vögel von Insekten ernähren, bedeutet das wiederum, dass auch sie immer weniger werden, erläutert die NABU-Vorsitzende. Auch die Bienenpopulation sei in den letzten Jahrzehnten in Europa drastisch gesunken. Von den über 500 Wildbienenarten in Deutschland sei die Hälfte vom Aussterben bedroht, erklärt sie. Dies habe fatale Folgen, denn Bienen gehören zu den wichtigsten Blütenbestäubern und haben eine entscheidende Bedeutung für das Ökosystem sowie für die globale Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion. Statt nach den Gründen zu suchen und sich in Schuldzuweisungen zu verstricken, schaut die NABU-Vorsitzende nach vorne und appelliert: „Wir können alle etwas dagegen tun“. Jede noch so kleine Blühfläche helfe der Umwelt ihre Vielfalt zurückzugeben. Eine Erfolgsgeschichte hierzu schreibt die Naturschutzallianz „Grüner Gürtel Groß-Gerau“. Das Projekt, initiiert vom NABU Groß-Gerau, gibt es seit 2018, ist letztes Jahr mit dem Ehrenamtspreis des Kreises Groß-Gerau ausgezeichnet worden und wird von Bündnis 90/Die Grünen unterstützt. Die Partei will zudem auch den Schutz und die Pflege der vorhandenen Naturräume in der Feldflur um Groß-Gerau stärken und ausbauen. Renate Wahrig-Burfeind, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen erläutert: „Wir wollen, dass die Stadt Groß-Gerau dem neu gegründeten kreisweiten Landschaftspflegeverband beitritt. Die Stadt ist zurzeit leider kein Mitglied. Hier könnten zusammen mit anderen Kommunen Ressourcen gebündelt werden.“

    Im Sommer werden dank des „Grünen Gürtels“ wieder mehrere Hektar Blumenwiesen rund um Groß-Gerau erblühen und viele Insekten anlocken. Auch Obstbäume wurden gepflanzt. In dem Projekt arbeiten Landwirte und Jäger zusammen mit Naturschützern, weitere Flächen haben Privatpersonen zur Verfügung gestellt. Und auch im neuen Jahr werden wieder Blühstreifen hinzukommen.  „Wir freuen uns besonders über das Angebot eines Landwirts, entlang seines Ackers einen Saum mit Blumen anzulegen“, sagt Martina Polensky. Weitere 1000 Quadratmeter konnte der NABU selber zur Verfügung stellen. Und auch immer mehr Landwirte, die nicht der Naturschutzallianz angehören, legten Blühstreifen an. Hinzu kommen die Aktivitäten der kreisweiten Eulen AG, die letztes Jahr allein auf Groß-Gerauer Gemarkung 72 Steinkauzröhren und sechs Schleiereulenkästen aufgehängt hat. „60 junge Schleiereulen konnten in unserem Gebiet schlüpfen.“

Außerdem möchte Bündnis 90/DIE GRÜNEN Ansporn für naturnahe und „summende Gärten“ geben, mehr städtisches Grün in Groß-Gerau anlegen und eine Baumschutzsatzung auf den Weg bringen sowie Baum- und Pflanzenpatenschaften bewerben. Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen ermutigt Bürger und Bürgerinnen, in ihren Gärten und Vorgärten mehr Wildblumen wachsen zu lassen – jeder Quadratmeter zählt.

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